Tibetische Fußball-Mannschaft in Hamburg zum FiFi Wild-Cup 2006 vom 29. Mai bis zum 3. Juni 2006

Der FIFI Wild Cup fand als alternatives Fußballturnier vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Es starteten Mannschaften, die als Nicht-Mitglieder der FIFA und damit auch Nicht-UN-Mitglieder - an der Qualifikation zum FIFA World Cup nicht teilnehmen dürfen. Es war eine Konkurrenz-Meisterschaft mit  einer sehr eigenen Prägung. Allein der Gastgeber FC St. Pauli mit seiner Mannschaft „Republik St. Pauli“ und die medialen Sponsoren Carat Sponsorship GmbH und Westernstar GmbH boten Gewähr, daß die Nationalmannschaften Grönland, Gibraltar, Sansibar und Tibet –später kamen noch die türkischen Zyprioter des von der Türkei besetzten Nordzypern dazu – weltweit Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die kalten und regnerischen Spieltage taten dem Enthusiasmus der Spieler im legendären Stadion am Millerntor mit seinen aufgeräumten Fans absolut keinen Abbruch.

Die tibetische Mannschaft mit Freunden aus Hamburg

Für die Tibeter im Exil war der Besuch in Hamburg neben dem sportlichen Ereignis ein durchaus politischer Akt, wenngleich Gastgeber und Sponsoren die Teilnahme der „underdogs“ in der Öffentlichkeit als unpolitisches Ereignis ansahen. Nach einem Bericht in der Tageszeitung „Die Welt“ „reiste“ der chinesische Generalkonsul in Hamburg „höchstpersönlich zum Millerntor“, um  beim FC St. Pauli ein Verbot (einer Teilnahme der Tibeter) zu erwirken.  Die späteren gegenteiligen Aussagen des FC St. Pauli und des Generalkonsuls machten deutlich, daß offenbar der chinesische Druck sehr groß war. Immerhin wurden nach Mitteilungen des Konsuls und des FC St. Pauli ein chinesisches Buch über die Geschichte Tibets beim FC St. Pauli hinterlegt, das wenig später auch der Regionalgruppe Hamburg der Tibet Initiative Deutschland zuging. Die Freude über die Teilnahme der Tibeter an dem sportlichen Ereignis in Hamburg dürfte also sicherlich bei den Offiziellen Chinas in Hamburg und Berlin nicht vorhanden gewesen sein.

Es geht los: Aufstellung des Teams im Stadion ...

Erfreulich war, daß entgegen dem Länderspiel China – Deutschland im AOL-Stadion in Hamburg diesmal die Tibeter im Stadion am Millerntor enthusiastisch mit vielen tibetischen Flaggen begrüßt wurden. Die Stimmung war sehr gut, die tibetische Mannschaft war zweifelsohne der Liebling des Publikums. Bei einem offiziellen Besuch im Rathaus der Hansestadt begrüßten die Bürgerschaftsabgeordneten Manuel Sarrazin von der Oppositionspartei GAL (Grün-Alternative Liste) und Alexander Martin-Sardina von der Regierungspartei CDU (Christlich-Demokratische Union) die tibetischen Gäste. Die Mitteilung der Sprecher für Internationales der beiden Parteien, dass die Tibeter jederzeit in der Hansestadt willkommen seien, war eine großartige Geste. Sowohl die CDU als auch die Tibet Initiative in Hamburg, die sich engagiert um die Tibeter kümmerte, hatten sich bei der Deutschen Botschaft in Delhi um die Erteilung eines Visums für die tibetische Mannschaft bemüht.

... und die Fans

Die Tibeter verloren in den einzelnen Spielen (Tibet – Republik St. Pauli 0 : 7, Gibraltar – Tibet 5: 0) und nahmen letztlich in der Gruppe B nach der Republik St. Pauli und Gibraltar nur den 3. Rang mit 0 Punkten ein. Aber in der sonst als spröde und unterkühlt bekannten Hansestadt wurden die Tibeter begeistert empfangen und überschwänglich gefeiert. Sowohl im Stadion, im Rathaus als auch in den beiden tibetischen Restaurants der Stadt wussten die in Hamburg ansässigen tibetischen Landsleute und die Tibetfreunde ihnen ein Gefühl von Heimat zu geben.

Quelle: Tibet Forum, Nr. 3 / 2006 - Berichte und Kommentare aus Politik, Kultur und Gesellschaft, Hrsg. Verein der Tibeter in Deutschland e.V.